Von Dörte Welti – Wenn man die Geschichte der Schweizer Stoffdesigns aufzeigen möchte, müsste man eigentlich Platz haben für Meterware en masse. Foulards sind eine ganz wunderbare Alternative. Die Ausstellung der SWISS TEXTILE COLLECTION mit Yves Saint Laurent Foulards bietet sich ideal an, um die Yves Saint Laurent Werke, die seit letztem Monat in den neuen Museen in Paris und Marrakesch zu sehen sind, auch hier in der Schweiz zu veranschaulichen.
«Mode ist keine Kunst. Dennoch braucht es einen Künstler, sie zu erschaffen.»
Pierre Bergé, Unternehmer und Lebensgefährte von Yves Saint Laurent
Unter anderem verantwortlich für diese wunderbaren Foulards ist eine Freundin der SWISS TEXTILE COLLECTION, eine ältere Dame, die hier nicht genannt werden möchte, aber eng mit der Präsidentin Rosmarie Amacher befreundet ist. Sie war als Textildesignerin bei der Seidenfirma Abraham für Entwürfe und den Druck zuständig und hat über 20 Jahre (1962 bis 1982) einige der wohl berühmtesten Dessins der Modewelt kreiert. Ihre gemalten Ideen wurden bei Mitlödi in der Schweiz, bei Mantero Seta oder Ratti in Como, Italien, gedruckt.
Die Lehrerin dieser Dame war Heidi Weber, die in den 50er Jahren in den Anfängen mit Gustav Zumsteg bei Abraham gearbeitet hat. Sie brachte ihrer Schülerin das Handwerk in Perfektion bei.
Über Jahre sammelte die Textildesignerin die Stoffe, die sie entworfen hatte und Stücke, die daraus entstanden, vornehmlich die im aufwendigen und farbintensiven Siebdruckverfahren hergestellten Foulards. Am meisten von einem, der Stammkunde bei Abraham war: Dem Pariser Couturier Yves Saint Laurent, der sein Modelabel von 1961 bis 2002 persönlich betreute. Am Schluss betrug ihre Sammlung 1200 Schals und Tücher, die gesamthaft an Mantero Seta veräussert wurden.
Gustav Zumsteg und Yves Saint Laurent lernten sich anlässlich Christian Dior’s Beerdigung 1957 kennen.
«Es war das fulminante und erfolgreiche Zusammentreffen des genialen Modeschöpfers und dem Universalästheten Gustav Zumsteg». (Zitat Tagesanzeiger 2010)
Die SWISS TEXTILE COLLECTION war bereits im Besitz einiger dieser Foulards und hat mit Hilfe der Designerin insgesamt 250 Stück wieder zusammengetragen. Teils auf Auktionen, teils sind es Donationen von Spendern, teils stolperte die Präsidentin regelrecht zufällig über die Schätze in irgendwelchen Secondhand Läden.
Diese Foulards stellen eine Übersicht dessen dar, wozu die Textilindustrie in der Schweiz fähig war und eigentlich noch ist, vor allem aber sind sie Zeitzeugen der Blüte der Industrie und des wunderbaren Handwerks.
In der Ausstellung, die am 11. November 2017 eröffnet und bis am 25. März 2018 offen sein wird, setzen wir die Foulards auch in den Kontext mit der Mode aus Paris, mit Erinnerungen der Stoffdesignerin aus ihrer Arbeit und mit Beispielen für Moodboards, die zeigen, wie sie überhaupt auf die kunstvollen Bilder gekommen ist. In der Folge wollen wir Workshops veranstalten, dazu aber später mehr.
Jeweils geöffnet Samstag & Sonntag von 10 bis 17 Uhr, ab dem 12.November 2017 bis zum 25. März 2018, ausser 23. und 31.12.2017.
Fotos: © Dörte Welti